“Ich werde jetzt noch weniger Essen um abzunehmen.”
Ein weit verbreiteter Trugschluss.
Ein sehr häufiger Phänomen, vor allem bei Frauen wenn es um das Thema abnehmen geht, ist der extreme Schritt in ein unterirdisches Kaloriendefizit zu gehen.
Wenn ich mir dann das Ernährungstagebuch ausarbeiten lasse von den Damen und Herren, werden meist vier Dinge ersichtlich.
#1 Morgens wird seltenst gefrühstückt, wenn doch, dann Toast/Porridge oder eine Tasse Kaffee…
#2 Wenig Lebensmittel, viel prozessierte Nahrungsmittel (Fertigfutter um es Salopp zu formulieren). Meist eine zu hohe Kaloriendichte, vor allem mit einem Überschuss (im Verhältnis zu Eiweiß und Fetten).
#3 Ab 18 Uhr wird nichts oder ja nichts Kohlenhydrathaltiges gegessen.
#4 Bei Frauen: Unterernährung.
Wann kommt es zu möglichen einer Unterernährung?
Schlichtweg, wenn wir unseren Tagesbedarf nicht decken.
Mir geht es absolut nicht um Kalorientracken, ich bin da kein Freund mehr von, da es auch nur eine modernere Art der Essstörung ist, hab den Mist 6 Jahre lang durchgezogen und mich wirklich strikt dran gehalten…
Mal ein Beispiel an meiner Person, was meinen theoretischen Bedarf angeht:
Ich, 33, derzeit 95 Kg leicht bei 1,80 m, betreibe 4x die Woche Sport, arbeite regulär überwiegend sitzend, schlafe 7-8 Std die Nacht und gehe täglich mit dem Hund raus für insgesamt 1,5-2 Std. Nach einer „feineren“ Berechnungsmethode benötige ich:
Als Grundbedarf 1915 Kalorien.
Als Tagesbedarf mit meinem Aktivitätslevel 2968 Kalorien.
Bei einer Frau, 30, mit Bspw. gleichen Randbedingungen bei 1,67m und 61 Kg Körpergewicht:
Als Grundbedarf liegt sie bei 1342 Kalorien.
Als Tagesbedarf benötigt sie 2081 Kalorien.
Was bedeutet denn Grundbedarf eigentlich?
Das ist der Bedarf, welcher unser Körper benötigt, wenn wir einfach nur so vor uns her vegetieren, nichts anspruchsvolles in der Glotze schauen und uns nicht bewegen.
Lediglich beschränkt sich unsere „Aktivität“ auf atmen und haben unsere Augen offen.
Wir verrichten quasi keinerlei Arbeit.
Was bedeutet dann Tagesbedarf?
Mit diesem Bedarf Decken wir die benötigte Energie für unseren Organismus um dem Alltag energietechnisch zu meistern und keinerlei Einschränkungen im Stoffwechsel zu erfahren.
Der Bedarf ist abhängig davon, wie Aktiv dein Alltag aussieht.
Und nun ist es so, dass ich es leider immer mehr beobachte und auch in meinen Coachings sehe, dass die Menschen zu wenig essen, Frauen decken meist nicht einmal ihren GRUNDBEDARF, aber machen dafür 6x die Woche Sport.
Dass der Körper dann darauf reagiert, realisieren sie meist nicht, weil es geht ja vielen aus ihrem Freundeskreis so – „gesunde Gesellschaft“… [Entschuldigt den Sarkasmus, jedoch ist dies leider bedenklich, wenn es vielen aus dem Freundeskreis so geht]
Was passiert mit dem Körper im Falle einer dauerhaften Unterernährung?
Die Verwunderung ist dann meist auch immer riesig, wenn dann mal ein paar Tage (wie im Urlaub) mehr gegessen wurde und man mühe hat, das ganze wieder los zu werden.
Der Körper freut sich tierisch darüber, endlich wieder ausreichend Nahrung zu bekommen in der eigentlich mit Nahrungsknappheit versehenden Zeit. Und dadurch, dass der Körper sich denkt:
HEEEY WIR MÜSSN DAS SPEICHERN, WEIL IN ZUKUNFT WIRD DAS JA WIEDER DRASTISCH FÜR MICH – da entstehen dann die hartnäckigen Stresspolster.
Das Ding ist halt, was sehr viele Menschen nicht verstehen: Die Natur kennt eigentlich keine Kalorien.
Was das heißt?
Eigentlich will der Körper essen, wenn er Hunger hat – was meist nach großen Anstrengungen oder nach einer „Fasten“ Periode, wie Beispielsweise 4-6 Std nichts gegessen vor kommt. Natürliche, unverarbeitet Lebensmittel sind Vital- und Nährstoffbooster, das heißt unser Körper kann diese, sofern der Organismus nicht gestresst ist, super verwerten.
Und ich kann sagen aus meiner extremen Zeit mit CrossFit 5x die Woche und 6x die Woche Kampfsport, auf Lebensmittelbasis (Paleo) zu Essen und dann in meinem Fall 4500 Kalorien zu erreichen – das ist verdammt nochmal schwer.
Wenn ich mit Menschen zusammenarbeite und die anfangen natürliches zu essen, ein Hungergefühl zu entwickeln und sich ihrer selbst bewusster werden, IST ES VÖLLIG NORMAL das jemand erstmal zunimmt. Der Körper steckte Jahrelang in diesem gestressten und meist unterernährtem Zustand und muss erstmal realisieren, dass das jetzt der neue Stoffwechsel dienliche Zustand ist.
Daher keine Panik vor echter Nahrung und auch keine Panik vor dem zunehmen -vorerst.
Und wenn Du Hilfe brauchst, Du weißt ja an wen Du Dich wenden kannst! 😉
Sportliche Grüße
Ricardo
